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Das Areal füllt sich mit Snowkitern

Snowkiten auf dem Feldberg: Der Traum vom Fliegen

Frischer Powder, keine überfüllten Pisten, die Sonne im Zenit, die Kraft des Windes und der Natur spüren − Kiten ist nicht mehr nur auf dem Wasser, sondern auch im Schnee ein einzigartiges Gefühl. Ob auf dem Snowboard oder auf Skiern, Snowkiten kann von jedem Wintersportler erlernt werden. Lifte, Cat oder Heli sind nicht nötig. Es reichen Kiteausrüstung, Ski bzw. Board, Wind und weitläufige, verschneite, freie Flächen, wie oben auf dem Feldberg im Schwarzwald.

Verschneite Hügel, vereinzelte Bäume unter einer weißen Schneedecke versteckt, der Schnee glitzert in der Morgensonne im Kontrast zum tiefblauen Himmel: Der Feldberg im Hochschwarzwald hat sich in ein weißes Winterwonderland verwandelt, das durch die Sonne seine volle Schönheit ausstrahlt. Dort wo vor kurzem noch alles grün war und nur wenige beschneite Pisten in der Nähe zu finden waren, ist nun alles weiß soweit das Auge reicht. Diese traumhafte Landschaft ist nicht in Kanada oder den USA, auch nicht in einem europäischen Hochgebirge, stattdessen befinden wir uns fast vor der Haustür.

Gestern noch im regnerischen Köln, heute früh bereits im Schwarzwald. Wir wollen das Wochenende voll ausnutzen, die Wettervorhersage verspricht einen großartigen Tag und so machen wir uns bereits in den frühen Morgenstunden und nach einem leckeren ausgiebigen Frühstück auf den Weg von unserer Unterkunft, dem Action Forest Active Hotel in Titisee Neustadt, auf den Weg zum Feldberg, der keine halbe Stunde Fahrt entfernt liegt.

Auf zum Snowkiten: Schneewanderung auf die Hochebene

 

Nach langem, aber glücklicherweise nur einmaligen Anstehen und einer kurzen Fahrt im Sessellift sind wir unserem Ziel näher. Ein anderer Lift hätte uns zwar noch weiter hoch gebracht, der Betrieb wurde jedoch wegen den stürmischen und teils böigen Winden eingestellt. Um unser Ziel zu erreichen, das riesige Snowkite-Areal oben auf Feldberg zwischen Seebuck und Feldberg auf 1400 Meter, steht eine Wanderung durch den Tiefschnee bevor, die Boards und Ski unter dem Arm geklemmt, teils angeschnallt, wenn das Gelände abfällig wird, die ein oder andere Kuppe für einen Sprung genutzt – weiche Landung inklusive.

Schneewanderung zum Spot

Der starke Wind fegt über die glänzend weiß gepuderte Schneelandschaft, sorgt für Schneeverwehungen und wirbelt hier und da pulverigen Schnee in die Luft. Hier oben, entfernt von den Liften, sind kaum Menschen zu sehen. Kaum zu glauben, dass wir vor einer Stunde noch mit zahlreichen Wintersportlern am Lift gewartet haben. Hier oben herrscht Ruhe, nur der Wind pfeift und durchbricht die Stille. Hin und wieder sind ein paar Schneeschuhwanderer zu sehen. Dann sind nur noch wir da, eine Gruppe aus sieben abenteuerlustigen Schneeverrückten. Darunter unsere zwei Snowkite-Coaches Mona und Karla, bereit für das große Abenteuer und die Herausforderung Snowkiten.

Der Feldberg: ein idealer Kite-Spot

 

Der Feldberg im Schwarzwald ist tatsächlich ideal für diese noch recht junge Sportart. Das Areal erstreckt sich in alle Richtungen, ist leicht hügelig und sehr weitläufig. Es ist kaum ein Ende in Sicht, einzig der Wald in der Ferne begrenzt das Gebiet. „Da hinten müsstet ihr umkehren, Bäume sind gefährlich für uns“, erklärt Mona. Zusammen mit Karla wird sie uns den Traum vom Fliegen näher bringen. „Crazy for Kite“ nennt sich die Kölner Fun&Outdoorsport Community. Von Daniel Wallmann vor drei Jahren gegründet, mit dem Ziel den Kitesport möglichst vielen Menschen näher zu bringen und das Feuer zu entfachen.

Karla erklärt die Basics.

„Beim Kiten geht es vor allem darum im Einklang mit der Natur, gemeinsam mit Gleichgesinnten das Gefühl von Freiheit neu zu entdecken und die eigenen Grenzen zu erweitern“, erzählt Kitecoach Daniel Wallmann. Dank neuster Entwicklungen und einer stetigen Verbesserung des Equipments, ist das Kiten inzwischen sicher und schnell zu erlernen. Nicht selten sind sechs Jahre alte Kinder oder 75-jährige Senioren die zahlreichen Zuschauer, die am Strand ins Staunen versetzt werden. Wichtig ist Wallmann aber nicht nur der Spaß am Sport, sondern auch ein respektvolle Umgang der Sportler mit ihrer Umgebung: „Bei aller Freude und Liebe für den Sport darf nicht vergessen werden, dass wir nicht alleine auf dem Wasser und an Land sind. Der rücksichtsvolle Umgang mit Natur und Mitmenschen machen einen professionellen Sportler genauso aus wie seine radikalen Manöver“, klärt er auf.

Kite ist nicht gleich Kite

 

Die Aufregung ist groß. Vorerfahrung mit dem Drachen am Land und auf dem Wasser haben die meisten von uns bereits. Aber nicht nur der Untergrund ist beim Snowkiten anders als auf dem Wasser. Auch die Drachen unterscheiden sich beim Kitesurfen zum Kiten im Schnee. Die sogenannten Kites gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und unterscheiden sich vor allem in Angriffsfläche und Profil und werden meistens mit vier oder fünf Leinen gesteuert.

Tubekites, die beim Kitesurfen genutzt werden, haben anders als Softkites mehrere Luftschläuche (Tubes), die dem Drachen Stabilität geben und vor dem Abtauchen im Wasser schützen. Softkites erhalten diese Stabilität durch Lufteinlassventile, durch die die Luft zwischen den zwei vorhandenen Tuchschichten in ein System aus Luftkammern eindringt und nicht mehr entweicht. Beim Snowkiten kann man auch Tubekites nutzen, wir benutzen jedoch Softkites. Die erleichtern den Transport und müssen nicht erst aufgepumpt werden. Softkites entwickeln außerdem bei niedrigeren Windgeschwindigkeiten einen satteren Grundzug als Tubekites und sind alleine start- und landbar.

Safety first!

 

Zunächst ist der Wind oben auf dem Berg zu stark, gefahrloses Kiten unmöglich. Die Böen sind unberechenbar, gerade für Anfänger. Zwei Tage Intensivkurs und dann gleich solch schwierige Bedingungen! Daher wird der Kiteaufbau erst einmal verschoben und Theorie steht auf dem Programm. Karla und Mona erklären uns noch einmal die Grundlagen, die verschiedenen Windzonen im Windfenster und die nötigen Sicherheitsmaßnahmen im Ernstfall. Jeder durchläuft die drei Sicherheitsschritte am Kite, um im Notfall den Druck aus dem Drachen zu nehmen und den Kite auslösen zu können.

Das Areal füllt sich mit Snowkitern

Das Areal füllt sich mit Snowkitern

Zum Glück lässt gegen Mittag der Wind etwas nach, ist aber immer noch sehr stark, so dass uns zunächst kleine Schirme reichen. Die Größe ist abhängig von der Windstärke und liegt meistens bei neun bis zwölf Quadratmetern. Je größer die Oberfläche des Drachens, desto mehr Wind nimmt der Kite auf und desto mehr Druck entwickelt er. Daher nutzt man bei wenig Wind große Kites, bei starkem Wind wie heute, kleinere Oberflächen. Für uns sind die Bedingungen nicht einfach, für die Profis ein Traum: Starker Wind, eine dichte Schneedecke und dazu strahlend blauer Himmel.

 Board oder Ski?

 

Ob mit Skiern oder Board − Snowkiten kann jeder lernen, der einigermaßen sicher auf seinem Fahrgerät steht und etwas Ausdauer und Geduld mitbringt. Am Anfang kann das sich wiederholende Stapfen durch den Tiefschnee zum Drachen, wenn er sich zum Beispiel verdreht hat und nicht mehr starten lässt oder man zu weit nach Lee (mit dem Wind) abgetrieben ist, ziemlich anstrengend sein. Ob Skier oder Snowboard genutzt werden, sollte jeder für sich selber entscheiden. Wichtig ist es, sich auf dem jeweiligen Sportgerät wohlzufühlen. „Mit Skier kommt man normalerweise etwas schneller ins Fahren“, erklärt Karla. Der Sitzstart entfällt und der Skifahrer hat von Beginn an einen sicheren Stand auf beiden Beinen. Ich habe mich trotzdem für das Snowboard entschieden, um die Bewegung auf dem Wasser zu imitieren und den Sitzstart zu üben, obwohl ich mich sonst meistens für mein Spezialgerät Skier entscheide.

Kurz vor dem Start: volle Konzentration

Gegen Mittag füllt sich das Areal, immer mehr geübte Snowkiter erscheinen auf den Berg. Immer wieder beobachten wir spektakuläre Sprünge in der Luft, Freudenschreie inklusive. Aber auch wir machen schnell Fortschritte. Nach den ersten Trocken- und Lenkübungen in Zweierteams, gelingt es uns den Drachen kontrolliert zu lenken. Nach etwa zwei Stunden ist es dann soweit: Ski und Boards werden angeschnallt! Aufregend! Der Wind ist so stark, dass ich sogar mit dem kleinsten Kite ins Fahren komme. Ich halte den Drachen im Zenit, das ist die 12 Uhr-Position im Windfenster, bis ich soweit bin.

Ein kurzer Ruck, Lenkung von 11 Uhr durch die Powerzone nach 2 Uhr und schon stehe ich auf dem Board und fahre die ersten Meter. Nach einiger Zeit erreichen wir schon ordentliche Geschwindigkeiten, zumindest die meiste Zeit, denn für Ungeübte ist es schwierig sich auf Richtung, Position auf dem Board und gleichzeitiges druckaufbauendes Lenken des Drachen zu konzentrieren. Ein unglaubliches Gefühl, über den Tiefschnee zu gleiten und die Naturgewalt Wind zu spüren und zu beherrschen, Wind und Sonne im Gesicht sowie ein breites, glückliches Lächeln. Was ein Tag!

Neuer Tag. Neuer Spot.

 

Am Abend haben wir uns die Entspannung verdient. Nach einer leckeren Brotzeit, die wir nach acht Stunden in der Kälte kaum abwarten können, geht es ins Thermalbad in Titisee, dass wir mit der Kurkarte kostenlos nutzen dürfen. Salzbäder, fruchtige Cocktails im Wasser schlürfen, was wäre eine bessere Regeneration?

Wesentlich weniger Wind herrscht am zweiten Tag unserer Tour. Ebenfalls nur 20 Minuten von unserer Unterkunft entfernt liegt der wunderschöne Kitespot Schwarzenbek, der wesentlich leichter zugänglich, jedoch etwas kleiner ist. Zum Aufwärmen steht sogar ein kleines gemütliches Loipenhaus bereit. Aber an Pause denkt keiner. Alle wollen fahren, das gestern erlernte vertiefen und umsetzen.

Größere Schirme und bessere Technik sind bei den heutigen Bedingungen gefragt, da der Wind nur sehr schwach weht. Der Kite muss kontrolliert durch die Zonen des Windfensters gelenkt werden, um Druck aufzubauen. Das war am Vortag nicht so intensiv nötig. Wir geben noch einmal Gas und kommen alle – trotz des schwachen Windes – ins Fahren. Die ersten Anschaffungsüberlegungen werden getätigt. Und sicher sind wir alle, das wird nicht das letzte Mal gewesen sein! Am Ende des Tages sind alle, Trainer inklusive, glücklich – und vor allem erschöpft!

 

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